Büle – 10 –

Eine vertraeumte Geschichte, by Miki - 10 -

Eine vertraeumte Geschichte, by Miki - 10 -

(Büle – 1 –)     (Büle – 9  –)

Nun steuerte Cloac mit fiebrigen Fingern und etwas krankem Magen auf den höchsten Turm ihres Schlosses zu und landete dort … eine Katastrophenlandung! Es war immer so eine Sache mit Cloac, nie hatte sie richtig zu landen gelernt, vielleicht aber nur weil es ihr immer, wenn der Besen senkrecht nach unten flog, ganz schlecht im Magen wurde und schwindelig im Kopf und dabei verlor sie die Beherrschung.
Als Cloac wieder zu sich kam, dachte sie sofort an die Glaskugel und schaute ob diese die Landung überlebt hatte, denn Cloac wußte genau, daß Glas sehr zerbrechlich war. Doch die Kugel lag da, etwas platt, aber noch ganz. Ja, Seifenblasen sind sehr elastisch und sogar der kleine Zwerg darin lebte noch, noch zappelnder und noch häßlicher als je zuvor.

Ja, unser kleiner Held Büle hatte die Landung überlebt. Er hatte zwar schreckliche Angst gehabt und anschließend ein sehr merkwürdiges Gefühl in Kopf, aber nun war er jedenfalls froh nicht mehr vom Himmel fallen zu können und wartete darauf wie es weiter gehen würde. Der Mond da oben hatte aufgehört zu weinen und stellte sich keine Fragen mehr, guckte nun endgültig traurig herunter und war sogar etwas dünner geworden, seine Wangen waren nicht mehr so rund und er leuchtete nicht mehr so hell. Cloacs Augen aber leuchteten mehr als je als sie die Kugel vom Boden aufhob und stolz ging sie die lange enge Treppe zu ihrem Hexenlabor herunter.

Dann stand sie da, vor der schweren Holztür mit den vielen Riegeln, und hörte schon das Freudengeheul von Hibu, der kleine Eule, die sie immer dort einsperrte wenn sie auf längere Reise ging, denn die Eule hatte die unangenehme Gewohnheit ihren Platz auf dem Besen schnell zu verlassen um auf eigenen Flügeln zu gehen. Dabei verflog sie sich dann jedesmal.

Und Cloac, obwohl sie es nie zugestanden hätte, mochte Hibu zu gerne, als daß sie es sich hätte leisten können sie zu verlieren und mußte sie deshalb regelmäßig wieder suchen.

Nun aber freuten sich Hibu und Cloac auf das Wiedersehen, und kaum betrat Cloac das Zauberlabor schrie Hibu ganz laut:
“ Hibu, Hibu! „,
und floh ihr entgegen.
Sie versuchte auf Cloacs Schulter zu landen, mußte aber statt dessen eine Notlandung auf ihrer dicken Nase machen und zerkratzte sie dabei ein bißchen, ungeschickt wie sie nun einmal war und insbesondere wenn sie versuchte ihre Freude auszudrücken! Kam dazu, daß Hibu, genauso wie Cloac, nie eine wirklich gute Landung hinkriegte obwohl sie es täglich viele Stunden lang übte.

Cloac scheuchte Hibu mit einer ungeduldigen Handbewegung weg und rief wütend:
“ Weg mit dir, häßlicher Vogel, flieg sofort auf deinen Platz zurück und hör auf so zu heulen, es ist nicht auszuhalten mit dir, ich sollte wirklich mir dir in den Wald fliegen und dich dort verlieren! “
Hibus Augen wurden plötzlich ganz traurig und ängstlich. Sie ließ den Schwanz und die Ohren hängen und flog zu ihrem Platz, einem kleinen Schaukelstab über dem Zaubertisch, zurück.

Cloac, die vor allem schreckliche Angst gehabt hatte, daß Hibu, bei der Begrüßungsaktion ihre tolle Glaskugel zerkratzte, beruhigte sich ein bißchen und warf ihr einen lieben aber streng gemeinten Blick zu.

“ Nun ja, für diesmal, verzeih ich dir, aber wehe, du fängst irgendwann mal mit deiner widerlichen Sentimentalität an. Du solltest dich schämen, schließlich bist du eine Hexeneule! “
Hibu ließ die Ohren und den Schwanz noch ein bißchen mehr hängen, und die Augen gleich mit, so wie es sich eben gehörte. Insgeheim, aber wußte sie natürlich, daß Cloac sie nie in den Wald führen würde um sie dort zu verlieren, denn Cloac hatte sich zu sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt und konnte es sich einfach nicht leisten sie zu verlieren.

Jetzt jedenfalls noch nicht, ganz einfach deshalb weil Cloac noch nicht gelernt hatte, richtige Lebewesen zu zaubern. Alles konnte Cloac zaubern, Besen, Schlösser, Bücher, Betten, Tische aber keine lebendige Wesen, keine Menschen, keine Eulen, keine Katzen wie sie richtige Hexen normalerweise haben, nicht einmal Ratten oder Flöhe konnte Cloac zaubern!
Aber Hibu, die manchmal eine sehr kluge Eule war, wußte ganz genau wie wichtig es war, Cloac glauben zu lassen, daß sie ganz viel Angst von dem Wald hätte. Natürlich durfte sie es mit der Angst auch nicht übertreiben, es mußte schon das richtige Maß haben, wie alle anderen Dinge des Lebens.

Und deshalb, wegen dem richtigen Maß, blieb Hibu noch einige Minuten lang in dieser demütigen Stellung. Hob aber schon bald darauf wieder ihren Schwanz, spitzte die Ohren und schaute mit ihren großen Augen neugierig wie die Geschichte weiter ging.

(Fortsetzung Donnerstag 05 Februar 2009)

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