Büle – 9 –

Eine vertraeumte Geschichte, by Miki - 9 -

Eine vertraeumte Geschichte, by Miki - 9 -

(Büle – 1 –)     (Büle – 8 –)

Und während der Mond da oben so vor sich hin grübelte und über sich und die Welt weinte, warf er ab und zu einen Blick herunter auf die Erde und sah wie sich Cloac auf dem Besen ihrem Ziel näherte. Dort unten, in der sonnenlosen Dunkelheit von Cloacland, stand ihr Schloss.

Ja, Cloac lebte in einem richtigen Hexenschloß, das sie selbst gezaubert hatte.

Damals war sie bei einer Flugprobe auf ihrem frisch gezauberten Besen an dieser Stelle abgestürzt. Es war der Jungfernflug mit ihrem neuen Besen, und während dieser so schön ruhig durch die Luft glitt, war sie eingeschlafen … und kurz darauf weckte sie der harte Aufschlag auf dem Boden! Und während sie noch halb benommen den Staub aus ihren Kleidern klopfte, schwor sie sich, daß ihr so was nie wieder passieren würde. Da sie allerdings in keinem Fall auf das Schlafen verzichten wollte, entschloß sie sich einen Selbststeuerungsknopfan dem Besen anzubringen und seitdem hatte er sich schon oft als sehr nützlich herausgestellt.

Jedenfalls stand sie damals da, und um sie herum war gar nichts, und auch als sie alle vier Himmelsrichtungen abgesucht hatte, war ihr in diesem Gegend niemand begegnet. Nur im Wald war ihr eine Eule die ganze Zeit hinterher geflogen. Also dachte sie, wenn hier niemand wohne, so könne es nur ihr Land sein. Schließlich war auch niemand da um ihr zu widersprechen, und sie nannte diesen Ort „Cloacland“.

Danach verbrachte sie Stunden um Stunden damit sich in Büchern, die sie nach Bedarf zauberte, alle mögliche Hexenschlösser anzusehen. Sie beschäftigte sich ernsthaft mit Innen- und Außenarchitektur, merkte sich von alle dem was sie sah, die Dinge die ihr am bestens gefielen. Insbesondere fand sie in einem der Fachbücher für Hexenschlösser ein Schloss, bei dem einer der Türme eine große Schlafmütze trug und solch einen Turm mit Schlafmütze wollte sie unbedingt haben. Als sie schließlich endgültig wusste, wie ihr Traumschloß auszusehen hatte, studierte sie Tage lang in ihrem Hexenbuch wie ein solches zu zaubern sei und zum Schluß sprach sie den richtigen Zauberspruch aus und dieses prächtige Schloss stand vor ihr. Zwar waren nicht alle Winkel und Türme gerade, und nicht alles genügte den Gesetzen der Perspektive, aber im Großen und Ganzen war es genau das richtige Schloss für eine kleine Hexe, und vor allem trug einer der Türme tatsächlich eine wunderschöne Schlafmütze.

Danach vertiefte sich Cloac in einige Modemagazine, auf der Suche nach der angemessenen Kleidung für die Herrin eines solch prächtigen Schlosses und fand auch alsbald das richtige für sich: einen langen, Hut und einen weiten, lilafarbenen Umhang, alles Ton in Ton. Und dann betrat Cloac ihr neues Zuhause, gefolgt von der Eule, die ihr aus dem Wald nach geflogen war. Cloac hatte am Anfang versucht den Vogel wegzuscheuchen aber die Eule weigerte sich zu wegzufliegen und schrie immer nur „Hibu, Hibu“ undschließlich hatte es Cloac aufgegeben und sie bei sich geduldet.

Ja, sie gab ihr sogar einen Name: Hibu. Aber meistens nannte sie sie nur „dummer Vogel“.

Nun aber näherte sich Cloac ihrem schon seit Tagen verlassenen Schloß, das erste mal übrigens, daß sie eine so lange Reise auf ihrem Besen machte und dieser hatte einwandfrei funktioniert. Sie spürte die Freude in ihr Herz hoch steigen, die Freude wieder Zuhause zu sein und Hibu wiederzusehen. Denn obwohl Cloac eine richtige Hexe war, war sie nicht ganz so böse und ganz so häßlich wie die Hexen in den Geschichten, und es passierte ihr, daß sie sich manchmal richtig freute, ganz so wie es die Erdenwesen auch tun. Sie schämte sich zwar sehr deswegen und hatte öfter versucht sich richtige Bosheit einzureden, in dem sie tausend mal hintereinander solche Sätze wie

„Ich bin eine richtig böse, häßliche Hexe!“

oder

„ich will eine richtig böse, häßliche Hexe sein!“

oder

„Ich, die große, böse, häßliche Hexe Cloac …!“

laut zu wiederholen, aber es war ihr nie wirklich gelungen sich zu überzeugen, und da blieb ihr zum Schluss nichts anderes übrig als sich mit ihren Gefühlen abzufinden. Und sowieso, außer Hibu, war ja niemand da, der sie dabei erwischen konnte und wegen des dummen Vogels, wollte sie sich bestimmt keine grauen Haaren wachsen lassen!

(Fortsetzung Montag 02 Februar 2009)

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